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Obstwiesen

In Schwalmtal stehen derzeit rund 200 Bäume auf den Streuobstwiesen der Gemeinde, gepflanzt von der Interessensgemeinschaft Obstwiesenfreunde.

Der Ertrag der über 40 verschiedenen Obstsorten ist für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde bestimmt. Zur Erntezeit darf hier jeder für den Eigenbedarf das frische Obst pflücken.

Da man davon ausgehen kann, dass ein Obstbaum rd. 100 Jahre Früchte trägt, werden auch unsere Nachkommen sicherlich noch in den Genuss der Ernte kommen.

Unterstützung erhalten die Obstwiesenfreunde bei der fachmännischen Pflege der Bäume sowie der Sortenzusammenstellung bei der Anlegung  einer neuen Wiese durch den Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU).

Zum Pflegeaufwand der Obstwiesen gehören die jährlichen Schnitte der Bäume, das Anbringen von Leimringen (gegen den Frostspanner) und das Kalken der Bäume.

Entstehung der Obstwiesen in Schwalmtal

Paul Derix aus Schwalmtal hatte im Jahr 2008 die Idee im Schwalmtal eine Obstwiese (Bongert) anzulegen, um einen wertvollen Beitrag für die Umwelt zu leisten und alte Obstsorten anzupflanzen, zu pflegen und zu erhalten. Bei einem Gespräch im Rathaus wurde diese Idee vertieft. Es fanden sich schnell Gleichgesinnte zur Unterstützung des Projektes, die die Interessengemeinschaft Obstwiesenfreunde gründeten.

Im Frühjahr 2009 wurden von der Interessengemeinschaft in Stöcken auf einer ca. 2000 qm großen brachliegenden ökologischen Ausgleichsfläche die ersten 18 Bäume (verschiedene heimische alte Apfelsorten, 3 verschiedene Süßkirschen, 2 Zwetschgen und 3 Mispeln) gepflanzt. Die Wurzeln der jungen Bäume wurden mit Drahtgeflecht gegen Wühlmäuse und Kaninchenverbiss geschützt  sowie die Bäume zum Schutz gegen Sturm angebunden. Ebenso erfolgte ein Schutz gegen Wildverbiss. Die jungen Bäume müssen ausreichend gewässert werden, die Wiese muss fünf Jahre lang zwei Mal jährlich gemäht und das Schnittgut abgetragen werden. Im Herbst 2009 haben die Bäume ihren ersten Erziehungsschnitt erhalten.

Bereits im Frühjahr 2010 wurde eine weitere Streuobstwiese in Rüsgenfeld angelegt. Hier kam man auch auf Flächen mit alten Baumbeständen im Kaiserpark und Birgen (Fläche 1 und Fläche 2) zu sprechen, die sich in keinem guten Pflegezustand befanden. Auch hier erklärte sich die Interessengemeinschaft bereit, ehrenamtlich die Pflege dieser Flächen zu übernehmen.

Im Frühjahr 2014 bzw. Herbst 2014 wurden insgesamt weitere 110 Bäume mit 42 verschiedenen Obstsorten auf einer weiteren Fläche im Burghof von den Obstwiesenfreunden gepflanzt.

Anfang März 2017 haben die Obstwiesenfreunde im Anschluss des Wendehammers an der Lüttelforster Straße weitere 17 Obstbäume geplflanzt.

Begriff der Streuobstwiese

Die Streuobstwiese, auch Bongert genannt, ist eine traditionelle Form des Obstbaus. Im Gegensatz zu den Obstplantagen, auf denen moderner, intensiver Obstanbau betrieben wird und die von niederstämmigen Obstsorten geprägt sind, stehen auf Streuobstwiesen hochstämmige Obstbäume meist unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher Arten und Sorten. In Streuobstbeständen ist stets der Einzelbaum erkennbar. Kennzeichnend für diese Form des Streuobstbaus ist die Mehrfachnutzung. Auf der einen Seite dienen die Bäume der Obsterzeugung, da die Bäume locker stehen (weiter Abstand der verstreut stehenden Bäume), dienen die Flächen zugleich als Grünland, entweder als Mähwiese zur Heugewinnung oder direkt als Viehweide

Geschichte des Obstanbaus

Die Römer brachten die nicht heimischen Apfelbäume, die Birnbäume, Zwetschgen und Süßkirschen, aber auch Walnuss und Edelkastanie nach Mitteleuropa. Später entstanden die ersten größeren Obstwiesen in der Nähe von mittelalterlichen Klöstern, die auch die Züchtung robusterer und weniger anspruchsvoller Sorten betrieben. 
Im 16. Bis 18. Jahrhundert breitete sich der Obstanbau in ganz Mitteleuropa immer weiter aus.

Ihren Höhepunkt hatte die Streuobstkultur etwa in den 20er und 30er Jahren des 20. Jahrhundert, zu einer Zeit, als schon die Obstplantagenwirtschaft begonnen hatte. Durch fortschreitende wissenschaftliche Entwicklung entstanden bis zum 20. Jahrhundert über 6-000 Obstsorten, darunter mindestens 2.700 Apfel-, 800 Birnen-, 400 Düßkirschensorten und 400 Pflaumenartige, die den Obstanbau selbst in Höhenlagen der Mittelgebirge ermöglichten.
Spezielle Sorten für die Nutzung als Tafelobst, Saft, Most und Brand bis hin zum Backobst wurden regional verfeinert.

Ökologie der Streuobstwiesen

n der von Gräsern dominierten Krautschicht einer Streuobstwiese befinden sich je nach Region und Standortbedingungen zahlreiche blühende Wiesenkräuter.

Einige Pflanzenarten, die zum Biotop Streuobstwiese zählen, sind:

  • Gewöhnlicher Frauenmantel (Alchemilla vulgaris)
  • Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis)
  • Gelber Hohlzahn (Galeopsis segetum)
  • Heilziest (Betonica officinalis)
  • Herbstzeitlose (Colchicum autumnale)
  • Löwenzahn (Taraxacum officinale)
  • Schafgarbe (Achillea millefolium)
  • Wiesenschaumkraut (Cardamine pratensis)
  • Wilde Möhre (Daucus carota)
  • Wiesen-Gelbstern (Gagea pratensis)

In Streuobstwiesen können zwischen 2.000 und 5.000 Tierarten beheimatet sein bzw. dort ihre Nahrung finden. Den größten Anteil nehmen dabei Insekten wie Käfer, Wespen, Hummeln und Bienen ein. Auch die Vielfalt der Spinnentiere und Tausendfüßler ist groß.

Die Honigbiene spielt für die Bestäubung der Obstbäume die herausragende Rolle. Durch die Überwinterung als komplettes Bienenvolk mit mehr als 10.000 Einzelbienen sind sie in der Lage, den größten Teil der Bestäubungsleistung zu erbringen.

Spinnen finden wegen des günstigen Kleinklimas häufig einen idealen Lebensraum.

Mit ihrem kleinräumigen Wechsel aus besonnten und (halb-)schattigen, trockenen und feuchten Stellen, Holz- und Schnittgutlagerplätzen, Gras-/Staudenfluren und Gehölzen sind Streuobstwiesen auch wertvolle Sommer- und Überwinterungshabitate für verschiedene Amphibien- und Reptilienarten, darunter je nach Region:

  • Laubfrosch (Hyla arborea)
  • Erdkröte (Bufo bufo)
  • Grasfrosch (Rana temporaria)
  • Moorfrosch (Rana arvalis; zumindest in Nordostdeutschland)
  • Blindschleiche (Anguis fragilis)
  • Waldeidechse (Zootoca vivipara)

Für viele mitteleuropäische Vogelarten sind alte Streuobstbestände durch ihren Höhlen- und Totholzreichtum die idealen Brutstätten. Ihre Nahrungsgrundlage sind die Gliederfüßer (Arthropoda) wie etwa Spinnen, Insekten oder Tausendfüßer, die im Biotop Streuobstwiese häufig sind.

In Streuobstwiesen begeben sich häufig auf Nahrungssuche:

  • Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis)
  • Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla)
  • Gartenrotschwanz (Phoenicurus phoenicurus)
  • Gimpel (Pyrrhula pyrrhula)
  • Ortolan (Emberiza hortulana)
  • Sumpfmeise (Palus palustris)
  • Stieglitz (Carduelis carduelis)
  • Wiedekopf (Upupa epops)
  • Neuntöter (Lanius collurio)
  • Pirol (Oriolus oriolus)
  • Feldsperling (Passer montanus)
  • Steinkauz (Athene noctua)
  • Wendehalz (Iynx torquilla)
  • Verschiedene Spechtarten

Von der reichhaltigen Flora und Fauna und den allgemein guten Bedingungen zur Aufzucht von Jungtieren in brüchigen, mit Höhlen durchsetzen Altbäumen profitieren auch zahlreiche Säugearten:

  • Fledermäuse (microchiroptera)
  • Gartenschläfer (Eliomys quercinus)
  • Mauswiesel (Mustela nivalis)
  • Siebenschläfer (Myoxus glis)

Typische Kulturfolger einer strukturreichen, halboffenen Landschaft sind:

  • Igel (Erinaceus europaeus)
  • Feldmaus (Microtus arvalis) und
  • Feldhase (Lepus europaeus)

Die Obstbäume haben neben der Obsterzeugung weitere wichtige gute Eigenschaften:

  • Sie verbrauchen Kohlendioxid, etwas mehr als sie Sauerstoff produzieren,
  • filtern Staub sowie andere Krankheitserreger wie Baterien und Schadpilze aus der Luft,
  • spenden Schatten,
  • reduzieren die Windgeschwindigkeit,
  • vermindern den Lärm,
  • produzieren Holz,
  • liefern Früchte,
  • schaffen Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten,
  • verbessern den Boden mit Humus durch den Laubfall und
  • verschönern unsere Städte und Gemeinden.

Quelle: www.gartendatenbank.de, https://de.wikipedia.org/wiki/Streuobstwiese

Ansprechpartner bei den Obstwiesenfreunden

Die Obstwiesenfreunde freuen sich auch über Unterstützung durch weitere ehrenamtliche Helfer. Wer Interesse hat kann sich gerne melden bei:
Paul Schinken
Tel.: 02163/31155

Kontakt

Stefanie Liebens
Telefonnummer: 02163/946-155